
Ich liebe Quilts. Denn wie alle die hoffnungslos dem Nähen von Patchworkdecken verfallen sind, weiß ich, dass so eine Decke aus zerschnittenen Stoffstücken viel mehr ist als eben nur eine Decke. Liebe und Trost, Kunst und Freude. Geborgenheit, Erinnerung vielleicht und im Ganzen manchmal einfach ein großes Stück Glück. Und eben deshalb finde ich den Gedanken, mir einen Quilt zum Anziehen zu nähen, überhaupt nicht komisch, sondern absolut naheliegend. In den USA liegen Quiltcoats, oder wie auf Deutsch Patchworkjacken, schon seit einiger Zeit sehr im Trend. Viele bekannte Gesichter der amerikanischen Patchworkszene haben Jacken mit ihren eigenen Vorlagen vernäht, Designer veröffentlichen seit geraumer Zeit die passenden Schnitte.

Ein Quiltcoat für mich
Also einen Quiltcoat. Ich habe lange überlegt, war hin und her gerissen und habe mich schließlich für einer der Klassiker entschieden: Das Tamarack Jacket von Grainline Studio , den ich dann einfach etwas verlängert habe. Ich bin nicht sehr groß, bin gaaanz weit von einer Größe 36 entfernt und weiß, dass mir überschnittene Schultern nicht wirklich gut stehen. Viele Schnitte für Patchworkjacken sind eher weit geschnitten und an anderen sieht das oft wirklich großartig aus. Aber eben nicht an mir.


Maß nehmen und Probejacke nähen
Es kann ratsam sein, den Schnitt erstmal aus einem Reststück zusammenzunähen ohne Patchwork oder Batting um die Passform und Größe einmal an sich auszuprobieren. Nach meiner Erfahrung fallen amerikanische Schnitte eher größer, französische Schnitte eher kleiner aus. Außerdem sollte man sich unbedingt ausmessen, denn eine Standartgröße 40 ist eben nicht immer eine 40. Eine gute Anleitung zum Ausmessen findet ihr hier. Ich muss allerdings zugeben, dass ich eher von der faulen und geizigen Sorte bin und das Nähen eines Probeteils meistens weglasse. Ich erzähle euch jetzt lieber nicht, wie viele Stunden ich schon damit verbracht habe, ein Kleidungsstück dann doch wieder enger oder weiter zu machen. Und so war meine Patchworkjacke auch fast fertig, als ich feststellte, dass mir die Jacke deutlich zu groß war und ich sie nochmal eine ganze Nummer kleiner machen musste…. Also rate ich Euch lieber zu einem Probestück. Sicher ist sicher…

Quilten des Hauptteils
Es gibt zwei verschiedene Arten an eine Patchworkjacke heranzugehen:
Entweder man quiltet sein Patchworkstück direkt auf das Vlies und nutzt dies als Außenstoff. Das Futter wird extra genäht und ist nicht durchgehend mit dem Futter verbunden.

Alternativ kann man vorgehen, als nähe man einen Quilt. Man stellt also ein Sandwich aus Rückseite, Vlies und Patchworkvorderseite her. Dabei sollte das Stück vor dem Quilten etwas größer sein als das benötigte Schnittteil, denn der Stoff verschiebt sich durch das Quilten ja etwas. Nach dem Quilten schneidet man die Schnittteile zurecht, näht diese zu einer Jacke zusammen und schließt die offenen Kanten mit einem Versäuberungsstich oder, etwas schöner, mit einem Binding. Ich habe mich für letzteres entschieden. (In den USA zerschneiden übrigens viele alte Quilts und fertigen daraus ihre Jacken. Mir persönlich blutet dabei aber alleine bei dem Gedanken das Herz!)

Stoffauswahl
Was die Stoffwahl angeht, war mir wichtig, dass die Stoffe weich und grundsätzlich auch für Kleidung geeignet sind. Viele reine Patchworkstoffe sind sehr fest gewebt, was dazu führen kann, dass die Jacke eher steif wird. Das ist prima, wenn man einen eher kastigen Oversize-Look mag, fand ich aber für mich nicht passend. Viele Stoffserien die von Patchwork-Labels produziert werden, sind mit dem Gedanken entworfen, dass man sie auch gut für Kleidung verwenden kann. Sollten ihr unsicher sein, fragt am besten beim Stoffhändler eures Vertrauens nach 🙂

Ich habe mich für Viskose Leinen in Blau und Weiß entschieden und das ganze mit Resten der Linie True Blue von Brigitte Heitland kombiniert. Da Leinen sehr lose gewebt ist und deshalb gerne verrutscht, habe ich als Patchworkmuster eine Vorlage gewählt, die auf Papier genäht wird. Das Muster heißt Mirth und kann über Etsy als PDF gekauft werden.

Dabei habe ich das Muster auf den Rücken und in die Seitenteile integriert.

Schnittmuster-Sammlung
Für alle, die auch Lust haben, sich einen „Quilt-zum-Anziehen“ zu Nähen, habe ich hier noch eine kleine Sammlung passender Schnittmuster für Euch. Sicher ist auch das Passende für Euch dabei!
Schnitte auf Deutsch:
- Mandarin Jacket von Dolores Wally Damensalon
- Schnitt Nr. 20 von Juni Design
- Fibremood Molly von fibremood
- Steppjacke 11/2018 von Burda
Schnitte auf Englisch:
- Nova Coat von Papercut Patterns
- Juno Jacket von Papercut Patterns
- Ayoran Jacket von Pauline Alice
- Ilford Jacket von Friday Pattern Company
- Pekka Jacket von Ready to Sew
- Flynn Jacket von In The Folds
- Gibson Coat von Itsallinthestitch
- Grainer Coat von Muna and Broad (Der Schnitt ist ein Plus-Size-Pattern!)
Und zu guter Letzt für alle Mamas, Papas, Omas, Opas, Tanten, Onkel, Nachbarinnen, Freunde…. zwei Schnitte für Kinder:
- Freebie für Kinder im Alter von 2 Jahren von Small Dream Factory
- Pixie-Hood-Coat von Twigandtale

Ich hoffe, ich konnte Euch ein bisschen inspirieren und Ihr habt jetzt vielleicht sogar Lust auf einen „Quilt-zum-Anziehen“. Zum Thema Quiltcoat gibt es sicher noch einiges zu besprechen, auszutauschen und vielleicht auch zu erklären. Wenn Ihr also Fragen habt, dann meldet Euch gerne!
Ich freue mich von Euch zu hören!
Eure
JULIA
Update: Hier findet ihr den Link zu dem YouTube Live mit Julia.
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